FC St. Pauli vor Klassenerhalt - aber bleibt Trainer Blessin?
Als der FC St. Pauli im Jahr 2010 in die Bundesliga aufstieg, war die Freude nicht von langer Dauer. Nach einer Saison stiegen die Hamburger als Schlusslicht gleich wieder ab. Diesmal wird St. Pauli wohl länger erstklassig bleiben. Trotzdem vermeidet Trainer Alexander Blessin ein klares Bekenntnis.
Sind es die normalen Phrasen des Geschäfts? Oder deutet sich nach nur einem Jahr tatsächlich der Abgang des Erfolgstrainers an, der in den vergangenen Wochen beim VfL Wolfsburg und bei RB Leipzig genauso als Trainer gehandelt worden ist wie bei der TSG Hoffenheim?
"Das ist jetzt nicht das Thema", wies Blessin den Reporter zurecht, der ihn nach seiner eigenen Zukunft fragte, und sprach stattdessen darüber, dass "der Fokus ist, dass wir in der Liga bleiben". Solange das nicht sicher sei, schaue er "nicht nach links oder rechts". Über alles andere wolle er nicht reden: "Wichtig ist St. Pauli."
Auf das erneute Nachhaken und die Frage, ob St. Pauli denn auch über den Sommer hinaus für ihn wichtig sei, vermied der 51-Jährige ein klares Bekenntnis zu den Kiezkickern. Stattdessen verwies er lediglich auf seinen über den Sommer hinaus laufenden Vertrag.
Soweit faktisch natürlich korrekt. Die Diskussionen um seine Person bringt er so jedoch nicht zum Schweigen, sondern heizt sie eher noch an.
Extralob für Irvine-Vertreter Boukhalfa
Zumal ihn das Spiel seiner Mannschaft gegen den Meister und Pokalsieger der Vorsaison am Sonntagabend sicher nicht uninteressanter für andere Clubs gemacht hat. Nach dem 18. Saisontreffer von Leverkusens Patrik Schick fiel St. Pauli nicht etwa auseinander. Ganz im Gegenteil: Die Hamburger boten ihren Gästen Paroli und sorgten für ein ausgeglichenes Spiel.
"Carlo Boukhalfa hat in den letzten Wochen eine schwierige Phase gehabt. Aber er ist immer drangeblieben. Und wir wussten, dass er den Ausfall von Jackson Irvine am besten auffangen kann. Nicht nur wegen seines Tores hat er das sehr gut gemacht." Trainer Alexander Blessin über Matchwinner Carlo Boukhlfa
Und das ohne ihren verletzten Kapitän Jackson Irvine. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Denn sein Vertreter Carlo Boukhalfa half nicht nur tatkräftig dabei mit, die Kreise von Leverkusens Spielmacher Florian Wirtz nachhaltig einzuschränken. Der 25-Jährige aus der Freiburger Fußballballschule war es auch, der zum viel umjubelten Ausgleich traf.
"Es war mannschaftlich eine geschlossene Leistung. Deswegen ist es immer schwierig, einen Spieler hervorzuheben", sagte Blessin, um hinzuzufügen: "Aber gerade bei ihm ist es jetzt wirklich so, weil er eine schwere Zeit hatte. Da freut es mich besonders für ihn."
Blessin: "Können jetzt noch kein Fass aufmachen"
Mit 14 Punkten in 15 Spielen am Millerntor haben sich die Hamburger nicht gerade den Ruf einer Heimmacht erarbeitet. Mit 16 Zählern auf fremden Plätzen ergibt sich jedoch ein gutes Gesamtpaket.
Angesichts der Tatsache, dass sich der 1. FC Heidenheim mit dem VfL Bochum und Holstein Kiel aktuell ein Schneckenrennen um den Relegationsrang liefert und überhaupt erst 22 Punkte geholt hat, ist St. Paulis Klassenerhalt zum Greifen nah.
Allerdings wollte Blessin auch davon nach dem Big Point gegen Leverkusen nichts wissen: "Ich bin überzeugt von meiner Mannschaft, das ist klar. Trotzdem glaube ich, dass die 30 Punkte in der Summe nicht reichen. Wir werden die Punkte noch holen. Aber deswegen können wir jetzt noch kein Fass aufmachen - mit Sicherheit nicht."
Es scheint jedoch, als wäre auf dem Kiez vor allem Blessins Zukunft am wenigsten sicher...
